Die verbleibenden Tage in Ghana 2011

Mittlerweile bin ich seit einigen Wochen zurück in Deutschland. Und es hat sich schon wieder so viel getan! Aber es stehen ja noch einige Info´s aus, also nehme ich mir heute endlich mal die Zeit noch etwas zu schreiben!

27.04.2011, Mittwoch

Tag 3 in Tafi – wir machen uns wieder auf den Weg um weitere Kinder zu versichern – eigentlich wollten wir Donnerstag, spätestens Freitag zwar zurück nach Accra, aber das ist einfach nicht möglich, wir haben hier noch zu viel zu tun!

In der Mittagspause nutzen wir die Zeit um noch mal die Liste anzusprechen…wir reden allen noch mal ausführlich ins Gewissen wie wichtig es ist, dass wir die richtigen Informationen bekommen. Nach dem wir die restlichen Bilder und unsere Liste weiter geführt haben, erfahren wir dass der Chief noch immer im Dorf ist. Auf dem Weg dorthin weißt TB mich darauf hin dass wir auch dringend mit dem Chief bezüglich all des Plastik Mülls sprechen sollten.

Wir sitzen mal wieder im Kreise des Ältestenrates, uns wird noch einmal für unsere Unterstützung und das Engagement gedankt und ich werde gefragt wie das ganze jetzt weiter geht.

Ich erkläre, dass es mein Ziel ist langfristig eine Zusammenarbeit aufzubauen um das Dorf zu unterstützen. Dazu müssten wir gegenseitig Vertrauen aufbauen und ich brauche noch einige Informationen. Während unserer Unterhaltung kommen noch einige andere Themen zur Sprache wie beispielsweise das Problem MÜLL.

Es gibt in Ghana zwar mittlerweile eine Art Müllabfuhr, diese funktioniert allerdings nur in den größeren Städten und weniger in den Dörfern. Das nächste Mal will ich mich hier definitiv darum kümmern was man hier ggf machen kann, was es genau kosten würde wöchentlich den Müll abholen zu lassen und Mülltonnen aufzustellen. Für dieses Mal muss es erstmal anders gehen. Problematisch ist generell der ganze Plastikmüll – doch auch hier ist es schwer etwas nachhaltig zu erreichen – der Müll wird einfach verbrannt.

Das muss man ein Stück weit akzeptieren, dennoch kann und darf es nicht sein dass der Müll hinter der Schule oder direkt auf dem Platz vor dem Kindergarten verbrannt wird. Wir sprechen eine ganze Weile und der Chief veranlasst sofort dass die beiden Plätze geräumt werden und zukünftig nicht mehr genutzt werden. Weiter versprechen wir uns am nächsten Tag um einige Körbe zu kümmern um diese am Straßenrand aufstellen zu können. Ein kleiner Schritt für den Anfang ist gemacht. Und mir wird bewusst wie viel hier noch zu tun ist! Einerseits freue ich mich darauf nachhaltig mit Tafi zusammen zu arbeiten, andererseits habe ich auch einen super Respekt davor!

Weiter ist es mir wichtig mir die Schule und den Kindergarten anzuschauen um mal zu wissen wie dort der Stand der Dinge ist. Ich wollte das bewusst nicht vorher anmelden um zu sehen wie der Zustand wirklich ist.
Ich frage also ob es möglich wäre die Gebäude und einige der Klassenräume anzusehen. Das ist natürlich kein Problem und wir machen uns langsam gemeinsam Richtung Schule auf.

Unterwegs sehe ich mal wieder den ganzen Müll neben der Straße liegen und da kommt mir eine Idee – da ich bezweifle dass es etwas bringt einfach Körbe für den Müll aufzustellen frage ich TB was er davon hält wenn wir einfach versuchen am Freitag kurzfristig eine Cleaning Action in Tafi zu organisieren. Wir haben so etwas schon einmal mit den kids in hohoe gemacht als ich das erste Mal in ghana war. Ich erkläre dass es denk ich wichtig ist dass die menschen sehen wie viel müll eigentlich in ihrem dorf verteilt liegt. Unterwegs zur schule besprechen wir das mit dem chief und fixen alles für Freitag.

Wir sehen uns in der schule um. Jede klasse hat einen klassenraum. Ja um ehrlich zu sein war es dass dann auch schon…es gibt einen raum, eine tafel und vereinzelt ein paar stühle, tische oder einfach nur hocker. Als erstes spreche ich das TAFEL PROBLEM an!

In Ghana werden sehr oft die Tafeln mit Batterien geschwärzt!!!!!!!!! Das muss man sich mal vorstellen – die kinder schneiden die baterien auf und streichen damit die tafeln ein! Ich bin entsetzt und frage ob es denn keine andere möglichkeit gibt?!? Es gibt keine angeblich keine tafelfarbe in ghana zu kaufen – das kann ich nicht glauben! Angeblich gibt es eine pflanze mit der ein ähnlicher effekt wie mit batterien erzeugt werden kann – Ich verlange dass sich jemand darum kümmert und in erfahrung bringt ob das funktioniert bzw. wo man diese bekommen kann. Weiter verspreche ich in accra zu versuchen entsprechende farbe zu bekommen bzw. dass ich sonst das nächste mal farbe aus deutschland mitbringe.

Im anschluß geht es noch in den kindergarten – auch dieser ist natürlich recht trostlos – aber wenigstens gibt es ein gebäude!

Im Anschluß sitzen wir noch einmal kurz zusammen und besprechen wann wir uns am Freitag treffen und wie wir das mit den körben für den müll machen. Ich frage ob es korbflechter im dorf gibt die uns entsprechende körbe machen können doch schnell wird klar dass dies zum einen zu lange dauert (wir brauchen 10-15 körbe) und es einfach ein problem mit dem klima hier ist. Die körbe würden schnell kaputt gehen und sie wären sicherlich nicht ferig bis wir zurück müssen und ich möchte die cleaning aktion am Freitag unbedingt noch machen und dann auch gleich die körbe für den müll aufstellen. Wir beschließen also dass wir morgen in hohie körbe besorgen und diese am Freitag zum cleaning mitbringen.

Dann passiert etwas was mich persönlich sehr beeindruckt. Der chief hat wärend unserer unterhaltung einen jungen gebeten ihm wasser zu bringen – wie immer gibt es wasser aus einem plastikpack. Während unserer unterhaltung trinkt er den pack aus und obwohl wir noch am reden sind ruft er den jungen wieder herbei und packt den leeren plastikpack in eine tüte. Das hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber man muss sich vor augen halten dass die menschen hier es gewohnt sind müll einfach wegzuwerfen . egal ob es plastik ist oder etwas natürliches. Trotz dieser gewohnheit und trotz dass er mit uns in ein gespräch vertieft ist wirft er das plastik nicht einfach weg! Ich bin beeindruckt und merke dass man mit einfachen mitteln und viel geduld auch etwas erreichen kann.

Wir verabschieden uns und machen uns auf den weg zurück nach hohoe.

28.04.2011, Donnerstag
wir machen uns auf den weg in die stadt um im Malcom (einer art „kaufhaus“) nach plastikkörben zu schauen und preise zu checken. Es ist unglaublich heiß heute und es ist recht anstrengend. Leider gibt es nichts vergleichbares was wir uns eigentlich vorgestellt haben. Bereits auf dem weg dorthin haben wir einige körbe gesehen und preise erfragt. Ich bin nicht so wirklich zufrieden, da die meisten kleinen läden nicht so viele körbe haben wie wir brauchen und die preise höher sind wie ich erwartet habe.
Ich überrede TB dass wir noch mal zum markt laufen und uns dort auch noch mal umsehen.

Endlich finden wir einen verkäufer der knapp 10 körbe hat so wie wir sie uns vorstellen und uns auch einen guten preis macht. Trotzdem laufen wir noch ein stück weiter und schauen uns weiter um. Auf dem markt sind heute leider keine plastikwaren verkäufer, also treten wir den rückweg an. Am eingang des marktes war noch ein kleiner laden – dort handeln wir also ebenfalls einen guten preis aus und besorgen die restlichen körbe. Auf dem heimweg noch kurz zurück zu dem anderen verkäufer und nach knapp 3 stunden sind wir dann endlich besitzer von 12 großen körben und einem 50er pack großen plastiktüten die wir zum müllsammeln für Freitag verwenden wollen.

Wir gehen wieder nach hause und wollen die liste und bilder für die krankenversicherung vorbereiten um diese nachmittags noch zur versicherung zu bringen. Noch kurz was essen und dann kann es losgehen. Die ersten beiden tage haben wir jeweils nach ca. 10 kindern gecheckt ob die anzahl der bilder mit der anzahl der kinder auf der liste übereinstimmt. Am Mittwoch haben wir das leider nicht mehr gemacht und so fällt uns auf dass wir scheinbar einen fehler haben! Ahhhhhhh so ein mist! Wir machen die liste und bilder soweit wir uns sicher sind dass alles stimmt fertig und beschließen die verbleibenden ca 20 kinder morgen in tafi noch mal zu checken.

29.04.2011, Freitag
wir machen uns früh auf den weg nach tafi – bepackt mit 12 körben, laptop, kamera und einem 50er pack plastiktüten.
Als wir ankommen sitzen wir mal wieder mit einigen leuten zusammen, unsere mitbringsel werden begutachtet und dann geht’s zum chief. Während wir mal wieder einige sachen besprechen werden die dorfbewohner zusammen getrommelt um sich auf dem platz vor dem kindergarten zu versammeln. Dort soll die renigungsaktion beginnen.

Wir geben einen teil der plastiktüten aus, einige kinder schnappen sich die mitgebrachten körbe…es dauert etwas da die menschen nicht so wirklich motiviert erscheinen und diskutieren bzw. sich unterhalten. Ich beschließe dass es vermutlich das sinnvollste ist einfach anzufangen.

Ich bekomme noch ein paar gummihandschuhe gebracht und lege einfach los…das ist tatsächlich das beste, denn so fangen auch alle anderen um mich herum an sachen vom boden aufzusammeln…ich versuche immer wieder mit den menschen zu reden denn mir wird schnell bewusst dass die menschen hier kein bewusstsein für müll haben. Woher auch?!? Von der ganzen welt werden so viele schwer zu recycelnde dinge hier her geschifft und „gespendet“ doch keiner klärt über die folgen auf!

Ich merke dass dies auch eine sehr wichtige aufgabe ist die ich schnellst möglich umsetzten möchte. Denn wie sollen die kinder ein umweltbewusstsein entwickeln wenn sie es nicht von den eltern vorgelebt bekommen. Ich beobachte wie die menschen hier teilweise vom baum gefallene mangos aufsammeln, nicht aber das plastik was dazwischen liegt! Ich versuche immer wieder den menschen zu erklären dass wir alle NICHT natürlichen dinge aufsammeln. Ich merke dass mit dem cleaning zwar ein anfang gemacht ist – aber nur damit wird sich nichts ändern – das bewusstsein fehlt einfach.
Trotzdem bin ich zufrieden wie viele menschen sich uns anschließen. Ich habe keine ahnung aber ich denke gut 200 menschen helfen uns die einen mehr die anderen weniger. Aber ich habe erreicht dass die menschen miteinander reden, diskutieren und einfach auf dieses thema aufmerksam werden!

Ich habe eine menge spaß bei der ganzen aktion – es hatte natürlich nicht sonderlich lange gedauert, dann hatte ich eine schaar kinder um mich die mir folgten, sich meist bückten wenn ich es tat und alle mir tüten und körbe hinhielten wenn ich etwas aufgesammelt hatte um es in „ihren“ behälter zuwerfen. Ich habe mich mit dem chief und einigen anderen abgesprochen, dass sie auf die andere seite des dorfes gehen und ich mit den kindern zum sportplatz und zur schule. Die kinder sind seht motiviert und es läuft zunehmend besser. Spielerisch versuche ich auch diejenigen zum sammeln zu bewegen die einfach nur mitlaufen. Ich bin zufrieden.

Als dach knapp 3 stunden in der pralle sonne die aktion beendet ist stehe ich vor einem berg müll – zugegeben ist er kleiner als ich erwartet habe, doch es ist immer noch ein haufen müll! Alle helfer haben sich noch mal auf dem platz versammelt und der chief bat mich das wort an sie zu richten.

Die aktion beendet haben wir versucht die unklarheiten bezüglich der versicherung zu klären…doch irgendwie kamen wir nicht dazu – wir wussten einfach nicht wo der fehler ist! Da es eh schon recht spät war und wir noch nichts gegessen hatten haben wir ersteinmal Mittagspause gemacht – mir geht es zunehmend schlechter…ich glaub das war wenig zu viel sonne für mich. Ich kann nichts essen – bekomme aber eine coke eingeflößt da ich scheinbar nicht allzu viel farbe habt ;-) bach einer runde liegen, ausreichen zu trinken und einwenig ruhe geht es wieder.

Mit neuer kraft machen wir einfach ein spielchen…wir zeigen nacheinander die bilder der kinder bei denen wir scheinbar einen fehler gemacht habe und vergleichen die genannten namen mit unserer liste…am ende angelangt bin ich schier am verzweifeln! Wir haben noch immer ein bild zu viel bzw. einen namen zu wenig! Ahhhhhhhhh – das darf doch nicht wahr sein!

Ein erneutes checken der liste und ich habe den fehler! Zum glück! Wir hatten alles richtig gemacht lediglich beim durchnummerieren der namen ist uns ein fehler unterlaufen – aber jetz passt ja alles!

Wir verabschieden uns also und machen uns auf den heimweg. Jetzt müssen wir uns beeilen die unterlagen fertig zu machen und alles zur versicherung zu bringen. Wir müssen die liste noch fertig formatieren, drucken und alles wegbringen. Gerade ist alles soweit fertig, dann erzählt mir TB was der druck kosten würde…….das wären knapp 10€ nur für die ausdrucke! Abgesehen davon fängt es gerade mal wieder an zu regnen und es ist lightoff – oh mann – bitte nicht jetzt! Wir haben doch eh fast keine zeit mehr!
TB läuft aufeinmal ganz aufgeregt aus dem zimmer – einige zeit später kommt er mit einem rießen drucker zurück – ach ein goldstück – es kommt noch ein uralter laptop hinterher, da meiner sich nict anschließen lässt.
Mittlerweile haben wir auch wieder strom – wir versuchen das ding anzuschmeißen wobei ich nicht wirklich glaube dass das ding noch funzt…aber ich werde vom gegenteil überzeugt. Der alte herr druckt ncoh wie eine eins!

Alles fertig und der regen geht wieder los – grrrrrrr! Wir telefonieren mit der versicherung und geben bescheid dass wir kommen sobal der regen halbwegs aufgehört hat!
Nach einiger wartezeit machen wir uns also auf den weg. Alles klappt soweit und ich bin beruhigt dass wir soweit alles erledigt haben. Auf dm rückweg laufen wir noch mal kurz auf dem markt bzw. krz in der stadt vorbei da ich noch einige sachen kaufen möchte bevor ich morgen wieder nach accra fahre.

Abend mache ich mich noch zu der Family auf denen ich den Kredit versprochen habe und bringe ihnen das Geld.

Abends gibt es dann noch was zu essen und noch ein bierchen und dann geht’s ins bett!

30.04.2011, Samstag
Frühs mache ich mich dann mal ans packen…alles verstaut verabschiede ich mich von der familie und TB bringt mich zur station. Ich wäre schon gerne noch etwas da geblieben, doch ich freue mich auch auf accra – vor allem da jule heute abend nen bayerischen abend vorbereitet hat – mhhhhhhh, lecker schmecker, da freu ich mich drauf!
Nach 4 stunden mach ich mich mit dem taxi auf den weg zu jule. Noch eine kurze dusche und dann kommen auch schon einige freunde. Wir essen lecker zusammen, trinken und quatschen wenig. Da uns das bier ausgeht beschließen wir ncoh in den nahe gelegenen drinkspot „container“ zu gehen. Also machen wir uns noch auf ein bierchen los. Es ist recht viel los, wir holen uns was zu trinken und suchen uns ein plätzchen an der straße. Dort ist grad ne große show – n paar boys machen kunststücke und ich bin total erstaunt was die jungs da vor uns rumturnen und alles können! Wow!
Nach und nach gehen unsre leutchen alle heim – doch wir treffen und morgen alle zusammen um zu nem pool zu fahren und schwimmen zu gehen.

01.05.2011, Sonntag
gegen Mittag fahren wir zum pool und haben nen richtig schönen realaxten Sonntag zusammen! Sonne, lesen, schwimmen, chillen und schlafen! Was will man mehr!
Nachdem es langsam dunkel wird machen wir uns auf den heimweg und beschließen noch alle zusammen zum essen zu gehen! Schöner ausklang für nen coolen tag!

02.05.-Ende
die nächsten tage bin ich mit jule vormittags in der schule und nachmittags ist irgendwie auch immer was zu tun. Ich helfe david einen plan für sein geschäft zu erstellen, erarbeite ein produktportfolio mit ihm, kalkuliere preise, etc. auch mit jule erarbeite ich einige pläne für schule und privat. Ich genieße die zeit und es wird eine idee immer konkreter.
Freitag mache ich mich dann ncoh mal auf zum strand – ich bleibe bis Montag und genieße die zeit dort! Montag geht es dann noch mal zur jule zurück – ahhhhhhh die zeit rennt schon wieder so! am Donnerstag geht es ja schon wieder heim!
Die woche verfliegt wirklich wahnsinnig schnell und schwups hocke ich auch schon mit der ganzen mannschaft am flughafen – mit tränen in den augen verabschiede ich mich – doch eins ist klar! Ich werde zurück kommen! Sehr bald!

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